Offenheit versus Starre

Horizont_bitte

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Performance

Intervention

Dieses Projekt beschäftigt sich mit dem Horizont aus kultureller Sicht. Was bedeutet der Horizont als Symbol und welche unterschiedlichen Konnotationen erwecken Bilder des Horizonts? Was für die einen ein Sehnsuchtsbild der Ferne darstellt, bedeutet für andere Ungewissheit und Gefahr. Horizont_bitte deutet weiters auf die Phrase der geistigen Horizonterweiterung hin und bezieht sich auf die Herkunft der Künstlerin, die das kollektive Bergbesteigen aus ihrer Region reflektiert. Was bewirkt die “Erfahrung” des Horizonts beim Menschen? Für MitteleuropäerInnen galt der Horizont jeher als Sinnbild für Sehnsucht und Utopie. Als Goethe zum ersten Mal den 360° Horizont bei der Überfahrt nach Sizilien erblickte, wurde ihm schwindlig und er musste sich unter einer Decke der wahrnehmungspsychologisch bedingten Überwältigung entziehen. Auch viele BesucherInnen der im 18. Jahrhundert sehr populär gewordenen Panoramen berichteten von einer Übelkeit, die sie bei diesem unerfahrenen Anblick erlitten. Der Horizont als körperlicher Trigger, als Motivation für Veränderung, ein Aufrütteln von starren Gewohnheiten. Die landschaftliche Enge Nicole Weniger´s Heimatstadt bringt Unterschiedliches hervor. Zum Einen begrenzen die hohen Berge die Stadt und grenzen diese von der Umgebung ab, was einem Entstehen starrer Haltungen zu Gute kommt, zum anderen ermöglicht die Gipfelerfahrung eine "intellektuelle Erfahrung und geistige Befreiung", wie sie Martina Hoffmann in ihrem Buch Der Blick vom Gipfel auf die Welt beschreibt.

Weiters erläutert Johann Georg Lughofer, dass das Besteigen von Bergen eine „symbolische Bedeutung annehmen“ könne, beziehungsweise als „intellektuelle Erfahrung“ gelten kann. Der Berg sei in diesem Zusammenhang schon früh als Folie für den Wunsch nach Einsamkeit und Abgeschiedenheit, das Streben nach Genialität, nach Weitsicht inszeniert worden. Der Inn, der Fluss, welcher durch Nicole Weniger ́s Geburtsort fließt, symbolisiert für viele dort Lebenden die Sehnsucht nach der Ferne. Ein Fluss verbindet unterschiedliche Orte und mündet schlussendlich im Meer, mit Blick auf den weiten Horizont. Eine Reise am Boot, inszeniert Nicole Weniger mit Anlehnung an das Narrenschiff und geht der Frage nach, wo “das Andere” in einer starren Gesellschaft Platz finden kann. In einer Reihe von Fanzines untersucht sie kritisch Foucaults Begriff der Heterotopie, als das Andere in der Gesellschaft als Möglichkeit zur Veränderung. HORIZONT_bitte kann als Forderung, Hinweis und Wunsch verstanden werden. Eine Aufforderung, die Grenzen des eigenen Denkens flexibel zu halten.

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gefördert von stadt_potenziale 2021

photos (c) Nicole Weniger, 2021-2023

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