Das Sichtbarmachen von Schallwellen

Kuchenperformance

Skulpturen

Performance

material

Süßes Verlangen, die Gier nach Zucker, der befriedigende Anblick eines Wackelpuddings: Süßes verbindet, schafft Raum für zelebrierendes Schlemmern, Frustverminderung und es bietet Szenen des Kampfes um das beste Stück. Gemeinsam oder Einsam entfaltet es ebenso tiefe Gelüste, Befriedigung und Genuss wie Schuldgefühle. Enthebt man jedoch den Wackelpudding seiner ursprünglichen Funktion, nämlich ein Dessert zu präsentieren und ignoriert seinen süßlichen Geschmack, so bleibt eine Hülle von geleeartiger Konsistenz, deren Bewegungen sich von Vibration und Klang leiten lassen. Die Tiroler Medienkünstlerin Nicole Weniger setzt sich in Kuchenperformance mit Themen des Überflusses, des Verzerrten und des Sichtbarmachens von Hörbaren sowie Unhörbaren Schallwellen auseinander. ‚Kuchenperformance‘ ist ein Experiment, orientiert sich an Klang, Schwingung und Vibration musikalischer Gegebenheiten, gesteuert von Weniger selbst in einem teils kontrollierten, teils zufälligen Rhythmus. Die Wackelpuddinge werden auf Lautsprechermembrane positioniert, die wiederum mit einem Mischpult verbunden sind. Der Anblick erinnert an eine Kuchenpräsentation wie in einer Konditorei.

Weniger schafft durch die Sendung akustischer Signale eine Visualisierung von Schallwellen, die zunehmend die gegossenen Geleekuchen in ihrer perfekten Form zerstören. Durch die Zugabe von Bassfrequenzen und Sinuswellen, sowie die Begleitung Wenigers Stimme durchlaufen die ‚Wackelpuddinge‘ unterschiedliche Stadien von Vibrationen, die sich anfänglich nur durch leichte Schwingungen bis hin zu auseinanderdriftenden Rissen zeigen. Als BesucherIn wird die Sehnsucht nach der völligen Zerstörung der ‚Wackelpuddinge‘ beim Betrachten dieser Performance immer stärker. Die daraus entstehenden deformierten Formen erinnern an schroffe Gebirgslandschaften. Was vorhin noch durch makellose Erscheinung lieblich und kitschig wirkte, ebenso durch ihre Farblichkeit an die 1980er Jahre erinnerte, ist nun völlig aufgelöst in kraterartigen Brocken von Geleemaße, die in ihren Überresten vor sich hin vibrieren. Das Streben nach der perfekten Form wird durch den gleichzeitigen Wunsch ihrer Zerstörung ad absurdum geführt. (Text: Nadja Ayoub)

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Kunstraum Schwaz, 2019

Fotos © Nicole Weniger

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