Virtuelle Gipfelerfahrung

Scream Room

Installation

Public Art

Intervention

Der Schreiraum fungiert als Ventil für angestaute Gefühle, die im öffentlichen Stadtgeschehen unterdrückt werden. In dem schalldichten Raum befindet sich ein projizierter Livestream, der die Aussicht von einem Berg in Innsbrucks näherer Umgebung zeigt. Der Schrei wurde live am Standort der Livecam über Lautsprecher abgespielt. Dieses virtuelle Gipfelerlebnis, gepaart mit der Illusion eines umfassenden Standortwechsels, gibt den Stadtmenschen nicht nur die Möglichkeit ihren Emotionen freien Lauf zu lassen, sondern auch, für ein paar Augenblicke aus dem Stadtgeschehen auszubrechen, ohne dieses physisch zu verlassen. 

The Scream Room functions as a vent for pent-up emotions that are usually repressed within the public affairs of the city. In the soundproof room, a livestream projection shows the view from a mountain in the vicinity of Innsbruck. The scream was played live over loudspeakers at the location of the livecam. This virtual mountaintop experience, combined with the illusion of a complete change of location, gives city-dwellers not only an opportunity to let their emotions run freely, but also the possibility of a moment's escape from the events of city life, without actually leaving the city at all.

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Künstlerhaus, Wien, 2013

Landhausplatz, Innsbruck, 2013

© Nicole Weniger

Wie kommt es zu deinem Projekt "Schreiraum"?

Ich stellte mir die Frage, welche Freiheit hat man in der Stadt? Wo findet Verhalten Platz, das sich nicht an die Konventionen des öffentlichen Raumes hält? Einfach mal laut drauf losschreien kann befreiend wirken, wird in der Stadt aber eher ungern gesehen bzw. gehört und somit auch nicht gemacht (außer in gewissen Zuständen natürlich).

Weiters fand ich Reaktionen auf Kunst im öffentlichen Raum interessant, da diese oft vandalistisch sind. Anscheinend besteht ein Drang, Aggressionen im öffentlichen Raum besonders an Kunstwerken abzulassen. Ich wollte eine Arbeit machen, die der Frage nachgeht: Welche Funktion hat Kunst im öffentlichen Raum? Welchen räumlichen Bezug stellt die Arbeit her und wie interagiert sie mit den PassantInnen?

Im Schreiraum haben die PassantInnen somit die Möglichkeit sich auf simple, aber effektive Art ihrer angestauten Gefühle zu entledigen, und für ein paar Augenblicke aus dem Stadtgeschehen auszubrechen, ohne dieses zu verlassen.

Was ist dein Gedanke dahinter?

Wichtig ist mir diese Verlagerung von den Schreien an einen anderen Ort und der Perspektivenwechsel der im Schreiraum stattfindet. Betritt man den Raum steht man vor einer Live-Projektion, die die Ausssicht von einem Berg in Innsbruck´s näherer Umgebung zeigt. Man steht im übertragenen Sinne auf dem Gipfel, mit Blick auf das Bergpanorama. Der Schrei wird dann live am Gipfel abgestrahlt und hallt im Schreiraum als Echo zurück. Es wird eine Verbindung zwischen zwei Orten hergestellt. Zum einen befindet man sich im Schreiraum in einem intimen, von der Umwelt geschützten Raum, zum anderen wird der Schrei am Gipfel laut ausgestrahlt. Die Natur wird mitten in die Stadt gebracht, und ist somit über abgekürzten Weg erfahrbar.

Weisst du, was die Menschen in den Raum schreien?

Vorwiegend positive Sachen. Ich hab die Schreie alle aufgenommen und hab schon ein bisschen in die Aufnahmen hineingehört. Von Wut bis Freude ist da alles dabei. Sobald die Leute erkannten, dass ihre Schreie live am Berg ausgestrahlt und vielleicht von Wanderern etc. gehört wurden, wurde es spannend. Da kamen dann schon auch mal so Ausrufe wie: „Hey du, hier ist Gott, ich seh´dich!“ Aber größtenteils waren es weniger konkrete Sätze, die geschrien wurden, sondern eher animalische „Urschreie“.

(Ausschnitt aus dem Interview für Franzmagazin, 2013)

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